Cancerman

My story of surviving ...

Ein hoffnungsvolles Jahr

Dieses Jahr begann wieder voller Hoffnung, der nächste (2te) PET-CT stand an im Rahmen der Verlaufskontrolle. Somit ging es wieder nach München in das Klinikum Rechts der Isar. Wie immer begleitete mich meine Frau, keine Worte dafür…denn diese Art von med check ist eine recht große psychische Belastung für alle um Dich herum.

Tip: Gestalte also diese Zeit so angenehm wie möglich. Wir sind danach noch 2 Tage in München geblieben und haben die Zeit genossen.

Nach einer Woche lagen die Ergebnisse vor und wurden mit dem Tumorboard und dem Urologen ausgewertet. Fakt: die Metastasen in den rechten Rippen waren fast alle verschwunden oder sind zur Ruhe gekommen. Eine große Erleichterung für uns alle und wir gingen mit noch mehr Zuversicht in die Winterferien…doch da kam doch noch etwas, was keiner je so erwartet hätte 🙂

Aktuell gab es damit eine Pause was den Tumor betraf, allerdings tauchte Corona am Horizont auf und das war die nächste grosse Herausforderung. Das Thema Job + Corona verstärkten meine Depressionen. Dieses Gefühl von Leere, “nicht mehr gebraucht werden”, Kontrollverlust (über den eigenen Körper) wurde immer stärker und war kaum kontrollierbar. Somit suchte ich 3x in der Zeit zw. April-Juni die psychatrische Notfall Ambulanz im Klinikum Nord auf, weil ich nicht mehr weiterwusste. Aufgrund der Corona Regeln und dem Platzmangel habe ich mich jedes mal entschieden wieder nach Hause zu fahren. Die gewohnte Umgebung und Familie gaben mir doch den größten Rückhalt.

Da die beste Freundin meiner Frau eine ausgebildete Psychologin ist, habe ich mir von ihr einige Tipps zu Herzen genommen, der hilfreichste Tip: “Schreibe ein Tagebuch!” Das klingt banal ist aber eine große Hilfe für das Mindset bei Depressionen.

Tip: hebt für jeden Tag die besten, schönsten Momente in Eurem Buch hervor und lest Euch diese durch, wenn die Stimmung sich verdunkelt.

“Du musst dein Leben ändern, wenn du nicht glücklich bist, und aufwachen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie du es haben willst.”

Keanu Reeves – Kanadischer Schauspieler, Musiker, Author, Produzent

Neben der med-check Routine bin ich seit Jahren auch bei einem Psychotherapeuten für eine tiefenpsychologische Behandlung. Die Zielsetzung ist es, einen Abschluss zu finden, mit dem Trauma des ungeklärten Unfalls von 2015. Diese Sitzungen sind von großer Hilfe.  Von diesem Therapeuten habe ich z.Bsp. den oben erwähnten Tip bekommen mir alle positiven Erlebnisse des Tages zu notieren.

Wieder muss ich erwähnen, dass mir meine Sport Routine auch in dieser Zeit sehr viel Kraft gegeben hat.

Somit ging die Zeit ins Land und der nächste med-check stand an. Neben den engmaschigen Blutbild Prüfungen war ich auch regelmäßig in der Strahlenklinik Fürth. Dort wird regelmäßig überprüft ob es noch Nachwirkungen der Radiotherapie gibt. Dies spricht für die sehr gute Qualität dieser Klinik.

Dank dieser Verlaufskontrollen bestätigte sich allerdings, dass der little-hitchhiker nicht aufgab und doch aggressiv ist. Der PSA Wert stieg im Verlauf von Nov 2019 bis Oktober 2020 exponentiell an, ein Warnzeichen, das zu PET-CT no. 3 führte. Unter Corona Bedingungen ging es also wieder nach München, diesmal leider ohne meine liebe Frau. Dies war hart, aber nicht zu ändern.

Was erwartet man wenn sich die markantesten Werte massiv erhöhen. Erst einmal nichts Gutes. Trotz allem – Corona Beschränkungen, Depressionen, ungeklärtes Job-Thema – ging ich mittlerweile sehr routiniert durch den PET-CT im November 2020.

“Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken der Wahrheit.”

Jupp Müller – Deutscher Schriftsteller

Zeit der Wahrheit und Fakten: die Ergebnisse waren eindeutig! Der Tumor hatte wiederholt Fern-Metastasen gebildet. Diesmal aber an hochproblematischen Stellen, im linken Lungenflügel und an der Herzwand. Dies warf mich und meine Hoffnung um Längen zurück. Der Kreislauf ging in die Knie, mir wurde in dem Moment schwarz von den Augen. Jetzt musste eine Entscheidung gefällt werden wie es weitergeht. Ich bat meinen Urologen um Bedenkzeit. Ich musste das alles erst einmal verarbeiten um dann überhaupt erst einmal über eine Entscheidung nachdenken zu können.

Das weitere Vorgehen wurde dann gründlich im Tumorboard besprochen. Dabei hat der Urologe auch zusätzliche Kollegen aus anderen Fachrichtungen zu Rate gezogen, was in diesem Fall die geeigneteste Möglichkeit wäre. Eine OP kam nicht in Frage. Somit fiel die Entscheidung ganz klar aus: “Chemotherapie” mit anschließender “Hormontherapie”. Im ersten Moment war ich verzweifelt und beging wieder den Fehler “Dr. Internet” zu befragen! Nach einigen Seiten und Beiträgen, die mir mehr Angst gemacht haben, als mich zu informieren, kam mir das erste mal der Gedanke: “Ich möchte aus Erfahrung informieren und motiviere!”

Das war die Geburtsstunde dieser Seite. 🙂

Nun wurde der Zeitplan fuer die Chemo erstellt.  Diese sollte ab April 2021 in 2-wöchigem Rythmus durchgeführt werden. Angesetzt waren mindestens 6 Infusionen mit Docetaxel (Infusionslösung). Sollte sich herausstellen, dass ich die Infusionen gut vertrage, waren noch 2 zusätzliche Infusionen geplant. Diese sollten als eine Art “Booster”, dienen um die größtmögliche Wirkung im Körper zu erreichen.

Mit diesem Status beendeten wir das Jahr 2020. Es begann mit Hoffnung und endete mit Verzweiflung vor dem Ungewissen.

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